Seit 15 Jahren gibt es die Wunschbaumaktion. In den Sparkassenfilialen stehen Tannen mit Wunschkarten Bedürftiger. Jeder kann schenken.
Von Isabel Klaas
Erkrath Hinter jedem Wunschzettel an den Weihnachtsbäumen in den vier Sparkassenfilialen Erkraths steckt ein Schicksal – meist ein trauriges. Wie das der 26-jährigen Argentinierin, die aus ihrem Heimatland geflohen ist, weil sie dort mehrfach vergewaltigt wurde. Ihr Wunsch ist bescheiden: ein wärmender Pullover. Ein Rentnerpaar mit knappem Budget braucht einen Einkaufsgutschein für C&A. „Ja“, sagt CDU-Ratsmitglied Marianne Koch, Mitorganisatorin der Wunschbaumaktion, „vielen scheint es an Kleidung zu mangeln.“ Eine junge Familie mit kleinem Kind möchte sich auch etwas Warmes zum Anziehen kaufen und hat offenbar nicht das nötige Kleingeld. Ein kleiner Junge wünscht sich für sich und seine Familie einen Besuch im Trampolino. Ein Fünfjähriger würde sich wahnsinnig über eine Dupla-Polizeistation freuen. Ein Syrer, der frisch nach Erkrath gekommen ist, braucht Hygiene-Artikel und würde gerne in einem Drogeriemarkt einkaufen.
Die Bedürftigen bleiben anonym. Über Kindergärten, Schulen, Familienzentren, Pfarrer, Seniorenheime und andere soziale Einrichtungen wurden die Wünsche an die Organisatorinnen der Aktion, Marianne Koch, Lore Schulze, Regina Wedding, die Frauen-Union und Erhard Tönnies von der Stiftung Abendsonne, herangetragen. Die schreiben sie auf Kärtchen und verteilen sie auf Weihnachtsbäume, wo sie jeder Bürger abnehmen und erfüllen kann.

Erhard Tönnies (Jugendstiftung und Stiftung Abendsonne), Ratsfrau Marianne Koch, Joachim Lederer (KSK) und die stellvertretende Bürgermeisterin Regina Wedding (v.l.) hängen wieder Geschenkwünsche an den Baum.
„Seit 15 Jahren blieb nicht ein Wunsch unerfüllt“, sagt Regina Wedding, stellvertretende Bürgermeisterin. Sollte tatsächlich mal eine Wunschkarte vergessen worden sein, kümmern sich die Sparkassenangestellten wie selbstverständlich darum. Dennoch erreichen die Initiatorinnen mit ihrer Geschenke-Aktion für Bedürftige nur ganz wenige, befürchtet Koch. „Die Leute schämen sich, wenn sie arm sind, und halten damit hinterm Berg. Dabei könnten wir noch viel mehr Wünsche erfüllen.“ Manche gehen seit Jahren schon automatisch in Erfüllung. Wie der des Hospizes nach frischen Blumen für den Raum der Stille. „Das übernimmt schon fast traditionell Landrat Thomas Hendele das ganze Jahr über“, sagt Wedding. Ursprünglich stammt die Idee zur Weihnachtsbaum-Aktion von den Erkrathern Ernst und Inge Buddenberg, die vor 18 Jahren die Idee aus Amerika mitgebracht hatten. „Eigentlich ging es damals darum, Zeit zu schenken – für Spaziergänge mit alten Leuten“, sagt Wedding. Doch den meisten Menschen fehlt die Zeit für ein solches Geschenk.“
Die Geschenk-Initiative in der jetzigen Form hat viele Nachahmer gefunden. „Erkrath war da Vorreiter. Wir bekommen sogar Anfragen von Gemeinden aus Norddeutschland“, sagt sie stolz. Immerhin ist Wedding seit 14 Jahren dabei. „Unterstützung liefert uns dabei über all die Jahre die Kreissparkasse Düsseldorf, die uns das Aufstellen der Bäume in ihren Filialen erlaubt“, sagt sie.